Preußisches Königsschloss
  Schlossgarten
  Teehäuschen
  Gärtnerhaus
Walther-Rathenau-Gedenkstätte
Öffnungszeiten / Eintrittspreise
Veranstaltungen
Aktuelles
Kontakt
Startseite
   
  - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
 
 
Walther Rathenau und Schloss Freienwalde
 

Walther Rathenau wurde 1867 als ältester Sohn des AEG-Gründers Emil Rathenau geboren. Dadurch war seine Karriere zwar vorgezeichnet, doch träumte er schon früh von einem Leben als Künstler oder Schriftsteller und kultivierte seine musischen Begabungen.

Rathenaus Persönlichkeit zeigte eine seltene Spannweite von ausgebildeten Fähigkeiten, die es erlaubten, ihn als Naturwissenschaftler, Ingenieur, Manager, Politiker, Sozialphilosoph oder Künstler anzusprechen. Rathenau ist nicht nur eine herausragende und dabei stets umstrittene Persönlichkeit gewesen, sondern hat auch in den Phasen der deutschen Geschichte, die er miterlebte, sehr unterschiedlich gewirkt. In der wilhelminischen Vorkriegszeit, also dem größten Teil seines Lebens, war er zwar wirtschaftlich und auch literarisch erfolgreich tätig, litt aber unter den gesellschaftlichen Vorurteilen, die man gegen ihn als Juden, als Geschäftsmann und als Zeitkritiker hegte und die ihn nicht zu der ersehnten Tätigkeit in Politik oder im diplomatischen Dienst kommen ließen.

Erst die Schrecken des Ersten Weltkrieges brachten ihn zu geschichtlicher Wirksamkeit. Dies bewirkten die hervorragende Organisation der Kriegsrohstoffver-sorgung durch Walther Rathenau und der Erfolg seiner großen Zeit- und Zukunftsdeu-tung "Von kommenden Dingen". Im vollen Licht stand er aber erst in der Zeit der Weimarer Republik, vor allem durch seine außenpolitische Leistung, die er als Außenminister 1922 mit der Unterzeichnung des Vertrages von Rapallo krönte.

Uns Heutigen erscheint Rathenau als Repräsentant, Kritiker und Opfer einer vergangenen, zwischen Kaiserreich und Republik schwankenden Epoche. Diese Epoche endete im Unheil. Rathenau hat dieses Unheil vorhergesehen, nach dem verlorenen Krieg zu verhindern gesucht und schließlich durch den feigen Mord am 24.6.1922 mit dem Leben bezahlt.

Auf Entdeckungsfahrten durch die Mark lernte Walther Rathenau Schloss Freienwalde kennen, das er 1909 von der königlichen Hofkammer erwarb. Er betrachtete es als Kleinod preußischer Landbaukunst, durch dessen Rettung er seine Identität als traditionsbewusster preußischer Staatsbürger unter Beweis stellen und entsprechende Anerkennung erreichen wollte.

Durch umfassende Restaurierungsarbeiten und bauliche Veränderungen an dem heruntergekommenen Anwesen schuf Rathenau ein "klassizistisches" Gesamtkunstwerk. Hier nahm er über zehn Jahre lang seinen Sommeraufenthalt und verfasste einen Großteil seiner wirtschaftswissenschaftlichen und philosophischen Schriften. In den Mußestunden zeichnete und malte er Partien seines Schlossgartens, Schlossinterieurs und Selbstporträts.

Schloss Freienwalde war für Rathenau nicht nur stille Arbeitsstätte, sondern auch der Ort, Freunde zu empfangen und mit ihnen geistigen Austausch über Fragen der Politik, Wirtschaft und Kunst zu pflegen. Zu den ersten Gästen in Freienwalde zählte der Geschäftsinhaber der Berliner Handels Gesellschaft, Carl Fürstenberg (1850-1933), der Hausbankier der AEG. Weitere Gäste waren AEG-Direktor Felix Deutsch (1869-1928), die Schriftstellerin Anette Kolb (1875-1967), Carl Sternheim (1878-1942) und Emil Ludwig (1881-1948), der Verleger Samuel Fischer (1859-1934) und der Dramatiker Fritz von Unruh (1885-1970).

Der wohl bekannteste Gast dürfte Gerhart Hauptmann (1862-1946) gewesen sein, der mit Gattin Margarethe mehrmals nach Freienwalde kam und Rathenau zu seinen Duzfreunden zählen durfte. Im Gegensatz zu Hauptmann, der den Schlosskauf stets als Kulturtat Rathenaus würdigte, mokierten sich einige Künstlerfreunde über die Steifheit und museale  Ordnung, die im Schloss herrschte und die Wohnlichkeit beeinträchtigte. Zu ihnen gehörten Stefan Zweig (1881-1942) und Gustav Hillard-Steinbömer (1881-1972), ein Finanzmanager, der sich mit Theater, Kunst und Moral beschäftigte.

Letzterer gehörte wie Harry Graf Kessler (1868-1937), Rathenaus Biograph, und Edwin Redslob (1884-1973), später Reichskunstwart der Weimarer Republik, zu den von Rathenau so geschätzten Multitalenten, die in mehreren Kunstgattungen bewandert waren.

Weitere Informationen finden Sie auf den Seiten der Walther-Rathenau-Gesellschaft.